Interview mit Dr. Wolfgang Krüger

Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus

Die Windindustrie ist entscheidend für Brandenburg. Mit einem planbaren und kontinuierlichen Windenergieausbau soll dieser Wirtschaftszweig eine tragende Säule in Brandenburg bleiben. Zum Wachstums- und Wertschöpfungspotenzial der Windenergie in Brandenburg sowie zu den zukünftigen Herausforderungen haben wir mit dem Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus Dr. Wolfgang Krüger gesprochen.

Wie bewerten Sie den Windenergieausbau in Brandenburg im Vergleich zu den anderen Bundesländern?

Krüger: Brandenburg ist im bundesweiten Vergleich seit langem Vorreiter im Ausbau der Erneuerbaren Energien. Für die Windenergie gibt es auch hier künftig beachtliches Wachstumspotential. Die langjährige Diskussion mit der Landesplanung, d.h. mit den regionalen Planungsgemeinschaften, ist weitgehend abgeschlossen. Die Teilregionalpläne Windenergie wurden beschlossen und damit die künftig zur Verfügung stehenden Flächen ausgewiesen: Es sind zwei Prozent der Fläche des Landes Brandenburg.

Welche Wertschöpfungspotenziale sehen Sie für Brandenburg durch den Ausbau der Windenergie?

Krüger: Wir sollten verstärkt auf die Ansiedlung von produzierenden Unternehmen und Dienstleistern im Bereich der Anlagen von Erneuerbaren Energien setzen. Das ist übrigens auch ein Thema für die Innovationsregion Lausitz GmbH. Grundsätzliches Ziel muss sein, in Brandenburg nicht nur Windstrom zu erzeugen, sondern in diesem Bereich industrielle Wertschöpfungsketten zu entwickeln.

Wie positioniert sich die IHK zu den erneuerbaren Energien und zu der Windenergie?

Krüger: Wir sehen Windenergie als ganz wichtigen Baustein der Energiewende und beim langfristigen Umbau der Energieversorgung – natürlich im Mix mit anderen Energieformen. Dringend nötig ist jedoch die Integration der stark fluktuierenden Strommengen in den Netzbetrieb, d.h. es geht um Speicherausbau und Netzmanagement.

Wie kann man die Bevölkerung vom Windenergieausbau überzeugen? Was sagen Sie zum Volksbegehren?

Krüger: Der bereits erreichte hohe Ausbaustand führt natürlich regional zu gewissen Akzeptanzproblemen. Diese Akzeptanzfragen der Bevölkerung müssen sehr ernst genommen werden. Wichtig ist vor allem, den Bürgerinnen und Bürgern, den Unternehmen und Kommunen den Nutzen der Windenergieanlagen aufzuzeigen. So müssen Kommunen von den Anlagen profitieren können und die Brandenburger Stromkunden dürfen nicht zusätzlich durch Netzausbau belastet werden.

Vor welchen Herausforderungen steht die Windenergie vor dem Hintergrund der EEG Novelle?

Krüger: Durch die Novellierung des EEG und die Vermarktung der Strommengen über Ausschreibungen wurde nach unserer Meinung ein wichtiger Schritt  in Richtung mehr Wettbewerb im Bereich der Erneuerbaren Energien  gegangen.

Wie können Berlin und Brandenburg beim Thema Windenergie zusammen arbeiten? Was wird der neue Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg bringen?

Krüger: Diese Frage ist schwierig zu beantworten, weil in einem Stadtstaat wie Berlin die Flächen für den Windausbau knapp sind. Aber allein schon durch die räumliche Verknüpfung beider Länder ist ein koordiniertes Vorgehen wichtig. Daher gibt es die enge Zusammenarbeit der Regionalplanung über die gemeinsame Landesplanung in Berlin und Brandenburg.

354
Der 1. Windbranchentag Berlin-Brandenburg ist das zentrale Treffen der brandenburgischen Windbranche zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch mit der Politik und der Windindustrie.
Datum: 
26.05.2016
Ort: 
Potsdam
VA-Nummer: 
VA 16-12-01