Nachgefragt: Kommunale Aspekte der Windenergie

Interview mit Andreas Scharf

 

Wie sollte eine erfolgreiche Partnerschaft in kommunalen und interkommunalen Projekten aussehen? Was muss bei der Zusammenarbeit mit Kommunen beachtet werden?

Scharf:

"Erfolgreiche Partnerschaften leben von Win-win-Situationen – das ist jedenfalls unsere Erfahrung aus über zwanzig Jahren Projektentwicklung. Mecklenburg Vorpommern macht es gerade vor: Der Anteil an Erneuerbaren Energien deckt heute bilanziell schon 100 % des landesweiten Strombedarfes. Alle jetzt noch folgenden Projekte stellen also quasi ein Add-on dar und sollen deshalb zuerst den vor Ort betroffenen Menschen zu Gute kommen. Das Land arbeitet an einem Gesetz, das eine 20-prozentige Mindestbeteiligung der BürgerInnen an neuen Energieprojekten vor ihrer Haustür vorsieht. Betroffene werden so zu echten Beteiligten und Kommunen gewinnen an wirtschaftlicher Souveränität."

Wie kann man Konflikte mit Kommunen vermeiden? Mit welchen Konflikten muss man rechnen?

Scharf:
"Wir versuchen es, indem wir möglichst frühzeitig die Gemeinden einbinden und die BürgerInnen informieren. Eingefleischte Gegner der Windenergie sind jedoch nur selten umzustimmen. Ihr Urteil steht ja meist schon lange vorher fest – und neue Argumente stören da nur. Da dieser Kreis aber nur eine Minderheit darstellt, bleibt eine aufgeschlossene Mehrheit, die sachlich informiert und argumentativ überzeugt werden will. Hier setzen wir an und bemühen uns, mit Transparenz und Sachlichkeit der Angst vor dem Neuen und oftmals Unbekannten zu begegnen."

Welche Bürgerbeteiligungsformen kommen bei den Gemeinden gut an? Ist die Beteiligung die beste Art der Akzeptanzschaffung?

Scharf:
"Die finanzielle Teilhabe funktioniert in der Praxis meist über klassische Energiegenossenschaften oder Beteiligungsgesellschaften. Aber auch Sparbriefe oder andere Kapitalmarktinstrumente örtlicher Banken spielen durchaus eine Rolle. Daneben plädieren wir bei OSTWIND fast schon leidenschaftlich für kommunale Beteiligungsmodelle, von denen die ganze Bevölkerung profitiert. Ein Windpark sorgt dann zum Beispiel für Einnahmen, die beim Betrieb von Schwimmbad und Eisstadion oft fehlen. Bei knappen Gemeindekassen kann das zum Königsweg werden."

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Datum: 25.03. - 26.03.2015 / Ort: Berlin