Brandenburg im Ländervergleich in der Spitzengruppe

Interview mit Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien

Foto: AEE
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Sie sind am 13. Juli als Referent beim Branchentag Erneuerbare Energien Brandenburg. Es wird dort um die Energiewende in der Region gehen, die Sektorenkopplung und auch die Akzeptanz in der Bevölkerung. Auf welche Themen und Diskussionen sind Sie besonders gespannt?

Philipp Vohrer: Im Bezug auf den Ausbau Erneuerbarer Energien liegt Brandenburg im Bundesländervergleich in der Spitzengruppe. Gleichwohl glaubt die Landesregierung, auf unabsehbare Zeit auch noch an der Braunkohle festhalten zu müssen. Es ist nun an den Erneuerbaren Energien zu zeigen, dass sie künftig Verantwortung übernehmen wollen und können – sowohl hinsichtlich Versorgungssicherheit und Systemstabilität, also auch in sozialen Aspekten. Damit meine ich nicht nur beherrschbare Stromkosten, sondern insbes. verlässliche Jobs und regionale Wertschöpfung. Wir müssen auf der Veranstaltung deutlich machen, dass Brandenburg und seine Bürgerinnen und Bürger von der Energiewende profitieren – das unterstützt auch die bisher hohe Akzeptanz für die Energiewende in der Bevölkerung.

 

Die Energiewende ist immer auch eine Technologiewende. Nicht zuletzt gilt es, die Themen Strom, Mobilität und Wärme miteinander zu verbinden. Welche technischen Innovationen werden die Zukunft unserer Energieversorgung prägen?

PV: Alle ernstzunehmenden Experten sind sich einig: Die Energieversorgung der Zukunft ist überwiegend dezentral und elektrisch. Daneben spielt der effiziente Einsatz der Energie eine entscheidende Rolle. Denn ohne Effizienzverbesserungen und einen steigenden Anteil von erneuerbarem Strom auch in der Mobilität und bei der Wärmeversorgung werden wir die heute dominierenden fossilen Brennstoffe – allen voran das Erdöl – nicht verdrängen können. Eine dezentrale Stromerzeugung kommt den per se dezentralen Nutzungen im Wärme- und Verkehrssektor entgegen. Aber auch große Windparks – onshore wie offshore – sowie dicht besiedelte Städte mit wenig Flächenpotenzial wollen ins regenerative Gesamtsystem integriert sein. Dazu müssen künftig Technologien wie „Power to Gas“ massentauglich werden.

 

Entscheidend für den Ausbau der Erneuerbaren ist die Akzeptanz in der Bevölkerung und die Zusammenarbeit mit den Gemeinden. Welche Modelle gibt es für eine verbesserte regionale Wertschöpfung?

PV: Wenn wir Ernst machen wollen mit der Dekarbonisierung unsrer Energieversorgung, müssen wir die vorhandenen regenerativen Potenziale auf lokaler Ebene, im Quartier, im Dorf, in der Region, nutzen und miteinander verbinden. Bspw. lassen sich in der sonnenreichen Jahreszeit verstärkt solarer Strom und Wärme/Kälte nutzen, während in den kühleren Monaten mehr Windstrom zur Verfügung steht – und regionale Bioenergie in Kraft-Wärme-Kopplung die Spitzen abdecken kann. Bürgerinnen und Bürger vor Ort, aber auch Land- und Forstwirtschaft wie auch der gewerbliche Mittelstand und die Kommunen, können und sollen am dezentralen Energieversorgungssystem partizipieren. Die Bundesländer haben unterschiedliche Wege ausgearbeitet, wie mit neuen Anlagen auch ein spürbarer Nutzen für Bürger und Kommunen vor Ort einhergehen kann. Diese reichen von Informationsoffensiven über Zertifizierungssysteme bis zum Ordnungsrecht.

 

Die Erneuerung der Energielandschaft beruht auf einem komplexen  Zusammenspiel von Forschung, Wirtschaft und Politik. Was sind die zentralen Erfolgsfaktoren für eine zügige Umsetzung und die Erreichung der Klimaziele.

PV: Gemeinsam umgesetzte Projekte mit lokalen Mitsprache- und Beteiligungsmöglichkeiten stärken die regionale Identität und die Akzeptanz der Energiewende in Politik und Gesellschaft. Zentrale Erfolgsfaktoren sind – auch wenn es banal klingen mag – standortangepasste Konzepte mit Augenmaß und Fairness im Umgang zwischen allen Akteuren. Nur dann gelingt das für die Energiewende essentielle Ziehen an einem Strang. Gute Lösungswege gilt es breit zu kommunizieren, aber auch der Erfahrungsaustausch über Negativentwicklungen ist wichtig – damit Fehler sich nicht wiederholen. Veranstaltungen wie der Branchentag Erneuerbare Energien bieten die idealen Voraussetzungen dafür.

„Brandenburg erneuert sich“ - unter diesem Motto laden der BWE LV Berlin-Brandenburg und seine Kooperationspartner nach Potsdam ein. Der Branchentag versammelt die zentralen Akteure aus Forschung, Wirtschaft und Politik, um gemeinsam Impulse zu setzen.
Datum: 
13.07.2017
Ort: 
Potsdam
VA-Nummer: 
VA 17-12-01