Frank Schoneboom zur dezentralen Energiewende
Projektierer erleben es öfter, dass sich unter den Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland Widerstand regt, wenn es um Windparks in ihrer Umgebung geht. Um das Gesellschaftsprojekt Energiewende weiter vorantreiben zu können, ist es daher wichtig die Akzeptanz in der Bevölkerung noch weiter zu steigern. Wie dies vor Ort erfolgreich funktionieren kann und welche Rolle die Bürgerbeteiligung hierbei spielt, erzählt uns Frank Rosendahl, Geschäftsführer von Rosendahl & Frank, im Interview.
Geschäftsführer Rosendahl & Frank Energietechnik GmbH
- gelernter Dipl.-Bauingenieur
- gründete 2009 zusammen mit Martin Rosendahl das Unternehmen Rosendahl & Frank
- Erfahrung bei Wind- und Photovoltaikprojekten und Eigenstromkonzepten; Vertrieb von Kleinwindenergieanlagen bis 250kW
Herr Schoneboom, ihr Unternehmen fördert aktiv die dezentrale Energiewende durch Projekte im Bereich Klein- und Großwindenergie sowie Photovoltaik. Wieso haben Sie vor 7 Jahren damit angefangen?
Schoneboom: Aus Überzeugung für die grüne Technologie! Ich wollte nicht warten, bis sich die Gesellschaft irgendwann vielleicht einmal ändert, sondern selbst aktiv mitgestalten. Gerade in den ländlichen Regionen können Erneuerbare Energien eine ungeheure Dynamik freisetzen. Das kann man hier in vielen Gemeinden erleben. Gerade die an sich strukturschwache Region Ostfriesland profitiert enorm durch die vielen Arbeitsplätze in der Windindustrie, aber auch viele Handwerksbetriebe haben sich in der Region auf nachhaltige Gebäudetechnologie und Projekte spezialisiert.
Sie sind eine regional verwurzelte Firma aus Ostfriesland, die bei Ihren Projekten nah an den BürgerInnen dran ist. Welche Rolle spielt Akzeptanz in Ihren Projekten?
Schoneboom: Die Akzeptanz der Bürger ist sehr wichtig und gar nicht einfach zu bekommen. Das merken wir sehr deutlich bei Großwindprojekten. Bei der Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 55 Jahren herrscht allgemein eine große Zustimmung, bzw. werden bei Diskussionen die Vor- und Nachteile eines Projektes sachlich abgewogen. Hier kann man mit Aufklärung und Transparenz sehr viel erreichen. Viele Menschen, die sich innerlich auf den Lebensabend eingestellt haben, tun sich schwer mit Veränderungen im Umkreis ihrer Wohnhäuser. Hier wirken oftmals keine Argumente.
Wie gehen Sie im Rahmen Ihrer Projekte vor um aktiv die Akzeptanz vor Ort zu fördern?
Schoneboom: Wir versuchen die Bürger zu beteiligen. Zu diesem Zweck haben wir eine Energiegenossenschaft gegründet und machen exklusive Projektentwicklung für weitere Bürgergenossenschaften. Es ist wichtig, dass die Leute nicht den Eindruck haben, sie müssen alles erdulden und am Ende die Stromrechnung bezahlen und haben keine Möglichkeit selbst aktiv zu werden. Daher sage ich immer: „Du kannst Dir eine Photovoltaikanlage installieren oder in die Genossenschaft eintreten“. Jeder kann profitieren.
Hätte es die Windenergie ohne Bürgerenergieprojekte Ihrer Meinung nach schwieriger gehabt?
Schoneboom: Ja. Es gibt in der Region einige Bürgerwindparks, die gut von der Bevölkerung angenommen wurden. Hier gab es wenig Widerstand im Genehmigungsverfahren und bei anschließenden Erweiterungen. In Gemeinden in denen die Windparks in geschlossenen Betreiberstrukturen betrieben werden, fehlt es neuen Projekten oftmals an der politischen und gesellschaftlichen Zustimmung.
Wie schätzen Sie die Zukunft der dezentralen Energiewende „made in Germany“ ein? Können Sie uns einen optimistischen Ausblick gewähren?
Schoneboom: Die Bremsmechanismen der letzten beiden EEG-Novellen in Bezug auf die Dezentralisierung wie Wegfall des Grünstromprivilegs und EEG-Umlage auf Eigenstrom werden ihre Wirkung mittelfristig verlieren, da es ja nicht gelingen wird, den Kostenanstieg bei der konventionellen Energiegewinnung zu verhindern. Des Weiteren werden die Netz- und Durchleitungskosten steigen, so dass die dezentrale Erzeugung und Vermarktung von Eigenstrom aus Sonne und Wind an Wert zunimmt. Das ist unausweichlich.
Sie wollen mehr zum Thema? Dann freuen wir uns, Sie beim Windbranchentag Niedersachsen-Bremen begrüßen zu dürfen.